Page 23 - GUSSASPHALT MAGAZIN 1-2019
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Der Kreuzgang stellt damit das größte Raumkontinu­ um dar und wächst in seiner Bedeutung weit über die Funktion eines Verbindungsflures hinaus. Vielmehr wird er zu einem Ort der Begegnung und des Gesprächs, seine Aufenthaltsqualität gibt dem informellen Lernen, aber auch der kontemplativen Ruhe einen Raum.
Die Patios greifen thematisch die Idee des Kreuzgangs auf, sind aber gleichzeitig Reminiszenz an die Kasernen­ zeit, in der das mit Erdreich verfüllte Dachgeschoss zum Himmel geöffnet war. Das in Friedenszeiten überdimen­ sionierte Bestandstragwerk ist so belastbar, dass der gesamte, in einem besonderen Leichtbeton ausgeführ­ te »Neubau« des Predigerseminars im Dachgeschoss darauf abgelastet werden konnte. Dabei oszillieren die Wände jeweils um die Mittelachse des darunter liegen­ den Mauerwerks, die Schrägstellung der neuen Wand offenbart die Tiefe der ablastenden Schotte.
ZEITGENÖSSISCHE AKTIVIERUNG
Als zentrale Herausforderung ist die barrierefreie Er­ schließung der Gesamtanlage zu sehen, die historisch über keine durchgängige vertikale Erschließung ver­ fügt. An beiden Enden des Schlosses musste – als der massivste Eingriff in die Substanz – ein Durchbruch über alle Geschosse erfolgen, um Treppenhäusern so­ wie Aufzügen Raum zu schaffen. Die Treppe als reine Ortbetonkonstruktion spannt als räumliches Tragwerk frei durch den Raum.
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