GUSSAWARD 2016

Innenrenovierung der Kirche »Auferstehung Christi«

Geschliffener Gussasphalt als neuer Bodenbelag für das neue Einrichtungskonzept

Die katholische Kirche »Auferstehung Christi« in Ludwigsburg-Neckarweihingen – 1971 vom Architekten Gerold Reutter erbaut – wurde jetzt durch die Planungsgemeinschaft Braumann-Geißel, Ludwigsburg/Stuttgart, im Inneren umfassend saniert. Die Kirche war eines der wenigen Gebäude des in Fertigbauweise errichteten Gebäudetypus, das noch in der ursprünglichen Erbauungsform erhalten war.

Für das Gebäude bestand umfassender Sanierungsbedarf, auch wenn nur die Innenrenovierung Gegenstand dieser Maßnahme war. Bei der Renovierung sollten in erster Linie die Gebäude-, die Elektro- (Beleuchtung und Ton), sowie die Sanitär- und Heizungstechnik auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden, raumbildende Maßnahmen waren explizit gewünscht, dem Bestandswerk sowie dem Architekten gegenüber sah sich die Kirchengemeinde verpflichtet. Die baukünstlerische Arbeit sollte respektiert und entsprechend behutsam und werterhaltend saniert werden.

Das prägende Element war und ist die Buntverglasung der Kirchenfenster von Fred Stelzig, einem regionalen, aber überregional anerkannten Künstler. Diese sind von äußerst hoher gestalterischer Qualität und aufgrund ihrer starken Farbigkeit das alles dominierende Element des Kirchenraums. Die Qualität der Fenster kam bei der bisherigen Innenraumgestaltung nicht ausreichend zur Geltung, da die Reflektion auf den lamellenartigen Fassadenstützen durch deren viel zu dunkle Farbgebung unterbunden wurde. Der frühere Bodenbelag aus Nadelvlies wies nicht nur erhebliche Abnutzungs-erscheinungen auf, sondern hat dem Sakralraum anstatt einem feierlichen eine eher biedere Wirkung verliehen, die bisherige Deckenbekleidung, aus einer rohen Brettschalung auf Fuge verlegt, wirkte düster und drückend. Und schließlich hat die unflexible Bestuhlung durch viel zu lange ortsfeste Bankreihen die Besonderheit ihres Kirchenraumes – die Anordnung liturgischer Orte in den Raumecken – negiert, weder der Kreuzweg noch die Pieta von Josef Henger boten Raum zur Besinnung und Anbetung, sondern standen beengt in der Verkehrsfläche.

Das neue Gestaltungskonzept sieht weiße Wände vor, die die Farbigkeit der Buntglasfenster reflektieren und zur vollen Geltung bringen; eine helle Decke, die den Raum nach oben weitet und die Akustik deutlich verbessert und einen homo-genen und fugenlosen Bodenbelag aus Gussasphalt, der den Raum »erdet«, der Akustik dient und aufgrund der glänzen-den Oberfläche dem Raum einen edlen Charakter verleiht.

In dieses Farb- und Materialkonzept ließen sich die bestehenden liturgischen Orte aus Aluminiumguss, Kreuz, Tabernakel und Ambo des Bildhauers Alfred Tme, gut einbinden. Das Kreuz, das bislang im Hintergrund in der Ecke an der Wand hing, schwebt nun über der Altarzunge und nimmt aufgrund der Schattenwürfe das Golgathamotiv auf. Damit aber das Farb- und Materialkonzept nicht zu unterkühlt wirkt, wurden alle ergänzenden Möblierungen wie Bänke, lose Bestuhlung, Sedilien und Kredenz sowie die Postamente für Pieta und Antonius aus naturbelassener Eiche geschaffen, in durchgängig moderner Formensprache.

Die grundlegendste Veränderung stellt sicherlich die neu ge-schaffene Kapelle für die portugiesische Schwestergemeinde »Nossa Senhora de Fátima« dar. Die diagonale Anordnung der Fatima-Madonna zur Pieta ist ein großartiges Zeichen der Gleichberechtigung, aber auch der Veränderung, Erneuerung und Öffnung der Gemeinde.

Kontakt zum Autor

Dipl.-Ing. Helmes Geißel, Geißel Architektur
Freier Architekt, Stuttgart
für Planungsgemeinschaft Braumann-Geißel, Ludwigsburg/Stuttgart

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